272
24. Jan.
1742.
17. Mai.
28. Juli
1742.
Decbr.
1742.
Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts.
niß vollständig zu machen, ließ Friedrich Ii. nunmehr seine Truppen auch in
Mahren und Böhmen einrücken.
tz. 660. Umschwung. In ihrer Noth wandte sich Maria There-
sia an die Ungarn. Auf einem Reichstag in Presburg (wo sie nach
einer verbreiteten Sage mit ihrem jungen Sohne Joseph auf den Armen er-
schienen sein soll) erregte sie durch die Schilderung ihrer Bedrängniß und
durch günstige Verheißungen eine solche Begeisterung unter den Magnaten,
daß diese sich mit dem einstimmigen Rufe: Vivat Maria Theresia Piex! er-
hoben und die streitbare Nation unter die Waffen riefen. Auf gleiche Weise
beurkundeten auch die Tyroler ihre alte Treue an Oeftreich. In Kurzem zog
aus Ungarns Niederungen eine gewaltige Streitmacht ins Feld. Die kriege-
rischen Völkerschaften von der Theiß und der Marosch, die wilden, zu
Streifzügen und Uebersallen geschickten Schaaren der Croaten, Slavonier,
Panduren und andere rückten unter Khevenhüllers und Barenklau's
(Pereklö's) Anführung in Oestreich ein, trieben die bayerischen und fran-
zösischen Truppen mit leichter Mühe zurück, eroberten die besetzten Städte
wieder und drangen plündernd und verheerend in Bayern ein. Um dieselbe
Zeit, als Karl Albert in Frankfurt durch französischen Schutz unter großem
Festgepränge mit der ersehnten Kaiserkrone geziert ward, zogen die Feinde in
seine Hauptstadt München ein, besetzten Landshut und ließen ihre wilden
Reiterscharen bis an den Lech streifen. — Seiner Erblande beraubt gerieth
der neue Kaiser Karl Vii. bald in solche Noth, daß er nur durch franzö-
sische Unterstützung seinen Unterhalt zu bestreiten vermochte. — Zu gleicher
Zeit drang eine östreichische Armee in Böhmen ein, wo zwei französische
Heere unter zwietrachtigen Anführern standen; und damit diese nicht einen
Hinterhalt an den Preußen hätten, deren König kurz zuvor durch die
Schlacht von Chotusitz (oder Czaslau) in Böhmenseine kriegerische Ueber-
legenheit aufs Neue glänzend bewährt hatte, willigte Maria Theresia, wenn
gleich mit schwerem Herzen, in den Frieden von Breslau, worin beinahe
ganz Ober- und Niederschlesien anpreußen abgetreten wurde.
Freudig begrüßten die schlesischen Protestanten, die unter Oestreichs Herr-
schaft harte Drangsale erduldet, den neuen Gebieter. — In Kurzem war der
größte Theil von Böhmen wieder in den Händen der Oestreicher; Prag,
wo Belleisle mit einer beträchtlichen Armee lag, wurde bereits belagert;
Krankheiten und Mangel an Lebensmitteln drohten der ganzen Streitmacht
den Untergang. Da bewies Belleisle durch den kühnen Rückzug von
Prag nach Eger mitten im Winter, daß der kriegerische Geist der Fran-
zosen noch nicht entschwunden sei. Freilich war der Weg mit Tobten und
Erstarrten bedeckt und selbst die Geretteten trugen den Keim des Todes in
sich; dafür wurde aber Belleisle als zweiter Lenophon gefeiert. — Im fol-
genden Frühjahr wurde Maria Theresia in Prag gekrönt und zu gleicher Zeit
erlangte sie einen mächtigen Bundesgenoffen an Georg Ii. von Hannover
1743.
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TM Hauptwörter (200): [T198: [Friedrich Schlacht Heer Schlesien Sachsen Armee Sieg General Mann Feind], T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T155: [Soldat Krieg Heer Land Mann Truppe König Waffe Geld Feind], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Maria_There- Maria Joseph Maria_Theresia_Piex Maria Theresia Karl_Albert Karl Karl_Vii Karl Maria_Theresia Maria Theresia Maria_Theresia Maria Theresia Georg_Ii
276
Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts.
zu dem Range eines Kurfürsten von Brandenburg herabzudrücken. So wurde
durch persönliche Triebfedern die Stellung der Großmächte zu einander verrückt.
Aber der enge Bund Frankreichs und Oestreichs erfüllte das mit der französischen
Regierung wegen Grenzbestimmungen in Nordamerika im Streite liegende En g-
2onuar land mit Besorgniß und führte einen Vertrag zwischen Friedrich Ii. und
Georg Ii. zur Fernhallung auswärtiger Kriegsvölker vom deutschen Boden
herbei.
tz. 663. Pirna. 1736. Friedrich, durch einen bestochenen Schreiber
Brühls von allen gegen ihn gefaßten Anschlägen genau unterrichtet, be-
schloß, seinen Feinden durch einen unerwarteten Angriff zuvorzukommen.
August. Mit einem Heer von 70,000 tapfern Preußen fiel er plötzlich in Sachsen
ein, besetzte Leipzig, Torgau, Wittenberg und da? vom König verlassene
Dresden und ordnete, da August Iii. das vorgeschlagene Freundschafts-
bündniß zurückmies, eine preußische Landesverwaltung in Sachsen an. Da-
durch kamen die Hülfsquellen des fruchtbaren Landes in Friedrichs Gewalt;
die Vorrathshäuser wurden den preußischen Heeren geöffnet, Waffen und
Geschütz wunderten nach Magdeburg; die Steuern und alle öffentlichen Ein-
nahmen wurden für Friedrich in Beschlag genommen. Das kaiserliche Ab-
mahnungsschreiben und die Klagen über Landfriedensbruch beantwortete der
König mit Bekanntmachung der in Dresden Vorgefundenen Aktenstücke über
die Pläne seiner Gegner. Die sächsischen Truppen hatten eine feste Stellung
bei Pirna an der Elbe, wo sie nur durch Hunger zur Uebergabe gezwungen -
werden konnten. Friedrich schloß sie mit einem Theile seines Heeres ein, mir
dem andern zog er dem aus Böhmen zu ihrem Entsatz herbeirückenden östrei-
r Oct. chischen Feldmarschall Brown entgegen und brachte ihm bei Lowositz mit
viel geringern Streitkräften eine Niederlage bei, worauf die ausgehungerten
Oct. sächsischen Truppen capituliren mußten. 14,000 wackere Streiter geriethen
in Kriegsgefangenschaft. Friedrich zwang sie in preußische Dienste zu treten;
aber bei der ersten Gelegenheit entflohen sie schaarenweise nach Polen, wo
sich während des ganzen Kriegs der sächsische Hof aufhielt. Friedrich ver-
weilte in Dresden und zwang das eroberte Land zu schweren Lieferungen an
Geld und Rekruten.
tz. 664. Prag. Roßbach. Leuthen (1757). Die über Sachsen
verhängten Drangsale wurden von den Gegnern benutzt, um den König im
gehässigsten Lichte darzustellen und ihm neue Feinde zu bereiten. Von allen
Himmelsgegenden rückten Kriegsvölker heran, um das kleine Preußen zu
erdrücken und dann die Provinzen zu theilen. Schweden, dessen aristokra-
tische Regierung nach französischer Eingebung handelte und das deutsche
Reich, das in Sachsens Besitznahme eine Verletzung des Landfriedens sah,
schlossen sich Preußens Gegnern an. Friedrich überließ den Kampf gegen die
über den Rhein an die Weser ziehenden Franzosen (die in diesem Kriege
ihres frühern Waffenruhms gänzlich verlustig gingen) seinen Bundesgenossen
(England, Hannover, Braunschweig, Hessen-Cassel und Gotha); von sei-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Georg_Ii Friedrich Friedrich August August Friedrichs Friedrich Friedrich Friedrich Feldmarschall_Brown Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich
362
Die französische Revolution.
ru'nàibeschäftigt (§.701.), mit Frankreich Unterhandlungen an, die den Frieden
1795, von Basel herbeiführten. In diesem wurde nicht nur das linke Rheinufer
nebst Holland den Feinden preisgegeben, sondern auch, durch Aufstellung
einer bewaffneten Demarkationslinie, das nördliche, für neutral er-
klärte Deutschland von dem südlichen, wo der Krieg fortdauerte, getrennt.
Spanien und die deutschen Länder Hannover, Hessen, Braunschweig traten
dem Frieden bei. Die Oestreicher dagegen setzten den Kampf mit großer
Anstrengung fort. Unter der Anführung des wackern Feldherrn Clerfait
und Wurmser widerstanden sie mit Erfolg den französischen Heeren, die,
im Vertrauen auf die Zwietracht der deutschen Fürsten und die Feigheit und
Verrätherei vieler Beamten und Befehlshaber, den Rhein überschritten und
am Main und Neckar Eroberungen zu machen suchten. Nach Clerfaits
24. Sept. Sieg bei Handschuchsheim über Pichegrü eroberten die Kaiserlichen
das von den Franzosen besetzte Heidelberg und nach einem furchtbaren
mehrtägigen Bombardement die feste Hauptstadt Mannheim, die der
pfalzgräfliche Befehlshaber Oberndorf bei der ersten. Aufforderung mit den
reichen Vorräthen an Kriegsbedarf schmachvoll dem Feinde übergeben hatte.
Ein Theil der Stadt lag in Trümmern, als die Deutschen wieder einzogen.
Glänzende Proben eines ausgezeichneten Feldherrntalents legte Erzherzog
Karl, des Kaisers Bruder, ab. Er schlug Jourdan in einem hitzigen
Treffen bei Würzburg und nöthigteihn zum eiligen Rückzug an den Rhein.
Die Bewohner des Spessarts und Odenwalds, ergrimmt über die Be-
drückungen und Brandschatzungen der Fremdlinge, standen gegen die abzie-
hendenfeinde auf und erschlugen sie, wo sie sich einzeln blicken ließen. Glück-
licher war Moreau, der zwar aus Bayern und Schwaben zurückgedrängt
i9^S?pt.ward, aber durch einen meisterhaften Rückzug über die Thäler des Schwarz-
24^Oct. Waldes ohne großen Verlust an den Rhein gelangte. Die deutschen Regie-
rungen, weit entfernt die Erhebung deö Volkes gegen die Reichsfeinde zu
ermuntern, ahmten größtentheils das Beispiel Preußens nach und suchten
durch Verträge mit Frankreich Erweiterung ihres Gebiets und andere Vor-
theile zu erlangen.
h. 729. Die Schreckensregierung (Terrorismus). Ein volles
Jahr (vom Juli 1793 bis Juli 1794) beugte sich Frankreich unter die furcht-
bare Tyrannei des W o h l fa h rts a u s sch u sses. An der Spitze der neun Mit-
glieder, die diesen Ausschuß bildeten, standen drei Männer, deren Namen lange
der Schrecken des Landes waren •— der neidische, heimtückische und ehrgeizige
Robespierre, der blutdürstige C outhon und der Schwärmer für republi-
kanische Freiheit und Gleichheit St. Jüst. Diese politischen Fanatiker regierten
mit unerhörter Despotie und bereiteten Allen, die sich nicht unter ihr Macht-
wort beugten, Tod und Verderben. Neben ihnen bewahrte blos der redliche
Earnot eine selbständige Haltung; damit dieser aber dem blutigen Gebahren
seiner Kollegen, das er nimmermehr gebilligt haben würde, nicht im Wege stehe,
übertrugen ihm die Triumvirn die Leitung des Kriegswesens, um ihn vom
Innern abzulenken. Die übrigen Mitglieder des Ausschusses waren größtentheils
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Extrahierte Personennamen: Clerfaits Karl Karl Jourdan
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Basel Deutschland Spanien Hannover Hessen Rhein Main Handschuchsheim Heidelberg Mannheim Oberndorf Würzburg Rhein Bayern Schwaben Rhein Frankreich Frankreich
Das Consulat.
383
Oestreichern übergeben worden und diese demnach im Besitz des ganzen Lan- 4. Juni,
des waren. Dieser Zustand änderte sich jedoch bald. Fünftage nach Genua's
Fall erlitten die Oestreicher bei Montebello (durch Lannes'tapferkeit) 9-Sun»,
eine Niederlage und kurz nachher wurde unweit Alessandria die Schlacht von
Marengo geliefert, wo die Oestreicher unter Me las anfangs siegten, aber^-Zuni.
bei Erneuerung des Treffens durch den kurz zuvor aus Aegypten zurück-
gekehrten Desaix vollständig geschlagen wurden. Desaix, einer der edelsten
und größten Männer der Revolutionszeit, starb bei Marengo den Helden-
tod; ihm und dem jungen Kellermann war dieser Sieg, dessen Preis die
Wiedereroberung der Lombardei war, hauptsächlich zuzuschreiben. — Gleich-
zeitig war eine Armee unter Moreau, Lecourbe u. A. in Schwaben und
Bayern eingedrungen, hatte die Oestreicher bei M öskirch und auf dem
berühmten Schlachtfelde von H öchstädt und B lend h eim (§. 632.) zu- 19-Suni-
rückgeschlagen und zu dem Waffenstillstand von Parsdorf genöthigt, deris.juli,
den Süden von Deutschland den Franzosen eben so völlig preis gab, wie der
nach der Schlacht von Marengo abgeschlossene Vertrag von Alessan-
dria Italien. (Auf diesem Zuge siel der tapfere Latour d'auv ergn e,
der „erste Grenadier von Frankreich.") Da jedoch das Wlener Kabinet Beden-
ken trug, ohne England einen Frieden einzugehen, so wurde der Krieg bald
wieder erneuert. Aber der glorreiche Zug Macdonalds undmoncey's über
die mit ewigem Schnee und Eis bedeckten Graubündtner Alpen und Moreau's
glänzender Sieg in der blutigen Schlacht von Hohenlinden, der den Fran- 3-®ef-
zosen den Weg nach Wien öffnete, nöthigte die Oestreicher, in dem Frieden y*.
von Lüneville die in Campo Formio eingegangenen Bedingungen anzuneh-
men und den Thalweg der Etsch und des Rheins als die Grenzen
des französischen Reichs anzuerkennen. Die Bildung einer italienischen
Republik unter Bonaparte's Präsidentschaft und die Bestimmung, daß die
zu Verlust gekommenen deutschen Fürsten und Reichsstädte durch säculari-
sirte Kirchengüter und aufgehobene Reichsstädte auf der rech-
ten Seite des Rheins entschädigt werden sollten, waren die folgenreichsten
Artikel des Friedens von Lüneville.
Aus dcr cisalpinischen Republik wurde eine italienische Republik, deren nach
Lyon berufene und von Talleyrand schlau geleitete Vertreter (Consulta) Bonaparte zum
Präsidenten wählten und ihm die Regierungsgewalt gänzlich anheimgaben.
Die g ese tz geb e n d e Ma ch t wurde einem aus verschiedenen Ständen gewählten Rath
und dessen Ausschüssen (Staats-Consulta) übertragen. — Die Unterhaltung eines großen
Heeres für den Dienst Frankreichs war eine drückende Last, wofür jedoch eine mäßige
Preßfreiheit und Theilnahme an dem öffentlichen Staatsleben einigen Ersatz gewährte.
Die Italiener, die von römischer Freiheit und Rcpublikanismus geträumt, krochen bald im
Staube vor dem neuen Machthaber, der in Mailand zum ersten Mal wieder die Messe be-
suchte, als Einleitung zum Abschluß des Concor dats. — Toscana wurde zu einem
Königreich Etrurien umgeschaffen und dem spanisch-b ourbonisch en Herzog
vonparma Ludwig I. übergeben, auf den zwei Jahre später sein unmündiger Sohn
Karl Ludwig unter dcr Vormundschaft seiner Mutter Marie Louise von Spanien folgte,
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Extrahierte Personennamen: Marengo Desaix Desaix Marengo Kellermann Lecourbe Marengo Ludwig_I. Karl_Ludwig Karl Ludwig Marie_Louise_von_Spanien
Extrahierte Ortsnamen: Alessandria Schwaben Deutschland Italien Frankreich England Fran- Wien Rheins Rheins Lyon Frankreichs Mailand
394
Napoleon B on aparte's Machtherrschaft.
schaft. Beschämt zogen die sonst tapfern Krieger an Napoleon vorüber,
streckten das Gewehr vor dem Sieger, legten 40 Fahnen vor ihm nieder und
überlieferten ihm 60 bespannte Kanonen. Zu spat sah man in Wien ein,
daß Mack der hohen Stelle nicht gewachsen sei und ließ ihn durch ein Kriegs-
gericht seiner Ehren, Würden und Dienstvortheile berauben. „Bei solchen
Gelegenheiten, die freilich selten sind, zeigt sich, wie verderblich es ist, wenn
eine Regierung mehrere Generationen hindurch nur mechanische Thätigkeit,
nur praktische Uebung, Gedachtnißwesen, prosaische Klugheit egoistischer
Berechnung fördert, jede Poesie, jede Charakterstärke, Eigenthümlichkeit und
jede Genialität verfolgt."
Li.oct. Der gleichzeitige Seesieg der Engländer bei Trafalgar, der den
Verlust der ganzen mit den ungeheuersten Kosten ausgerüsteten französischen
Flotte zur Folge hatte, minderte jedoch Napoleons Freude über das unerhörte
Kriegsglück. Aber auch der Jubel der Engländer war nicht ungetrübt, da ihr
ruhmgekrönter Seeheld Nelson geblieben war. Seine letzte lakonische Rede:
„England erwartet, daß Jedermann seine Schuldigkeit thue", hatte die größte
Wirkung.
Während Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen, erbittert über die rück-
sichtslose Verletzung seiner Neutralität und angespornt durch die patriotische
Kriegspartei, den Russen und Schweden den Durchgang durch sein Gebiet
nach Hannover gestattete, mit dem weichen, empfindsamen Kaiser Alexan-
der in der Garnisonskirche zu Potsdam über Friedrichs des Großen Sarg
in einer nächtlichen Stunde den Bund ewiger Freundschaft erneuerte und
dann Haugwitz mit drohenden Forderungen an Napoleon abordnete, zogen
die Franzosen unter blutigen Gefechten mit den Oestreichern und mit den
tapfern, von Ku tu so ff und Bagration geführten Russen längs der
Donau den östreichischenstaaten zu. Hatte das blutige Tressen von Dirn-
ii. Nvv. stein und Stein den Franzosen bewiesen, daß sie an den Russen so tapfere
als kriegskundige und umsichtige Gegner hätten, so erfüllte sie dagegen die
13. Nov. Leichtigkeit, womit Mü rat sich der Hauptstadt Wien bemächtigte, die Will-
fährigkeit der feigen Beamten, den raubenden Feinden ihr Geschäft möglichst
zu erleichtern, und die Kopflosigkeit des Fürsten von Au er sperg, der sich
durch die kecke Lift der französischen Befehlshaber und durch vorgespiegelte
Friedensunterhandlungen berücken ließ, die befestigte Donaubrücke unver-
sehrt und unvertheidigt den Feinden zu überlassen, mit der größten Zuver-
sicht. Die Unschlüssigkeit und Zaghaftigkeit des Kaisers Franz und die Un-
einigkeit der Oestreicher und Russen erleichterte den Sieg der Franzosen, die
mit unermeßlicher Kriegsbeute beladen das russisch - östreichische Heer unter
beständigen Gefechten nach Mähren verfolgten. Hier kam es am Jahrestag
"i?oà Kaiserkrönung zu der mörderischen Dreikaiserschlacht von Austerlitz,
wo die Wintersonne den glänzendsten Sieg Napoleons beschien.
Die Russen verloren den größten Theil ihrer Artillerie und ihres Heeres und
zogen sich mit ihrem Kaiser über die March zurück, um sich durch neue Truppen
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleons Nelson Friedrich_Wilhelm_Iii Friedrich Wilhelm Friedrichs Napoleon Franz Franz Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Wien Schweden Hannover Garnisonskirche Potsdam Donau Wien Napoleons
403
Das französische Kaiserreich.
Heer unter Benningsen u. A. nach Ostpreußen abschickte, um die Franzosen
vom Uebergang über dieweichsel abzuhalten. Da erließ Napoleon einen von
Dombrowski u. A. Unterzeichneten Au fr uf an die Polen, worin dieses
mißhandelte Volk aufgefordert ward, zum Kampf für Freiheit und Unabhän-
gigkeit auszuziehen. Fälschlich bediente man sich dabei Kosciuszko's Namen.
Begeistert von dem Gedanken, das alte Polenreich wieder ins Dasein zu
rufen, schloffen sich alle von Vaterlandsliebe und Nativnalgefühl durchdrungenen
Polen dem französischen Kaiser an, der ihnen Befreiung von dem schweren Joche
und Rache an ihren Widersachern verhieß. Bereitwillig brachten sie die größten
Opfer und verstärkten die Reihen der französischen Krieger mit ihren tapfern
Schaaren. Sie bedachten nicht, daß sie ihr Herzblut für einen Beherrscher ver-
gossen, der für fremde Nationalität kein Gefühl besaß und der in Italien,
Deutschland und Niederland Lander und Völker mit despotischer Laune bald
trennte, bald vereinigte. Am 2. Januar zog Napoleon unter dem Jubel des
Volkes in Warschau ein; aber nur zu frühe merkten die Polen, daß sie ihre Hoff- iso7,
nungen herabstimmen müßten, daß der fremde Sieger, dessen Soldaten sie nähr-
ten und kleideten und für den ihre tapfersten Streiter ins Feld zogen, mehr auf
die Befriedigung seines Ehrgeizes und seiner Herrschsucht als auf die Wiederbe-
lebung ihres Reiches bedacht sei. Mit ihren Gütern bereicherte er seinen kriegeri-
schen Lehensadel; aber nicht einmal der Name Polen kehrte ins Dasein zurück/
Mörderische Schlachten wurden an den Ufern der Weichsel geliefert und
bei Pultusk und Morungen Ströme von Blut vergossen. Aber der
Hauptschlag geschah in der Schlacht von Preußisch - Eylau, wo der 81s-,
Kriegsmuth der Franzosen und Russen einen Kampf erzeugte, der an Mcn-
schenverlust den blutigsten Ereignissen der Weltgeschichte gleichkommt. Gegen
60,000 Todte und Verwundete deckten die Wahlstatt; beide Theile sprachen
den Sieg an und die Anstrengung und Erschöpfung war so groß, daß der
Krieg eine viermonatliche Unterbrechung erlitt. Während dieser Zeit wurden
neue Unterhandlungen eingeleitet; allein so sehr auch der mit seiner Familie
in Memel weilende König von Preußen die Beendigung des Kriegs wünschte,
um sein Volk von der furchtbaren Bedrückung der Franzosen zu befreien, so
war er doch zu redlich, seine Sache von Rußland und England (mit welchem
letztern er zu Anfang des Jahres einen Vertrag geschlossen) zu trennen. Auch
hoffle er, durch eine glückliche Wendung des Krieges von dem französischen
Kaiser, dem bei aller Erpressung die Unterhaltung einer so großen Armee in
der Ferne sehr schwer siel, mildere Bedingungen zu erlangen, als dieser bis-
her geboten, zumal da der zwischen Preußen und Rußland abgeschlossene
Vertrag von Bartenstein eine europäische Coalition gegen die franzö-26.April,
fische Uebermacht erwarten ließ. Aber als auch in Schlesien durch die Rath-
losigkeit des Statthalters und die Feigheit der Befehlshaber die Festungen
an der Oder, Glogau, Brieg, Schweidnitz und Breslau in die
Hände der Franzosen kamen, als selbst Danzig von dem tapfern Komman-^^"'
danten Kalkreuth dem Marschall Lefebvre (daher Herzog von Danzig)
übergeben werden mußte, und als der Kaiser von Rußland, durch schlimme
26*
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Dombrowski Napoleon Bartenstein Marschall_Lefebvre
Extrahierte Ortsnamen: Polen Italien Deutschland Niederland Warschau Polen England Glogau Brieg Schweidnitz Breslau Danzig
428 Auflösung des Kaiserreichs und Begründung neuer Zustände.
Vertrauen an sich zu ketten gewußt, widerstand ihrer Aufforderung. Er begab sich
nach Böhmen, in der Absicht mit Oestreich und Bayern einen Neutralitatsbund
zu schließen. Als aber das Wiener Cabinet, das bereits über die Volkserhebung
in Norddeutschland bedenklich zu werden ansing, mit seiner Erklärung zögerte und
Napoleon den König unter Androhung der Absetzung zur Rückkehr aufforderte,
folgte er seinem Geschicke und stellte sein Land, seine Festungen und seine Truppen
dem Kaiser, „seinem großen Alliirten", zur Verfügung.
tz. 768. Der deutsche Freiheitskampf. In den ersten Schlach-
20.Mai bei Groß-Görschen (unweit Lützen) und bei Bautzen behaupteten
1813. Franzosen das Schlachtfeld und drängten ihre Gegner bis zur Oder
zurück, aber der Heldenmuth der jungen deutschen Streiter, die ihre von
Ehrgefühl und Vaterlandsliebe glühende Brust dem Kugelregen muthvoll
entgegen hielten, bewies dem Feinde, daß ein anderer Geist, als den er bei
Jena kennen gelernt, über die Preußen gekommen.
Bei G ro ß- G ö rsch en empfing Scharnhorst die Todeswunde. Seine
letzten Kräfte benutzte er noch zu einer Reise nach Oestreich, um den Beitritt des
Kaiserstaates zu bewirken. Da ereilte den Ermatteten und Kranken der Tod in
Prag, am 28. Juni 1813. Der größere Menfchenverlust war auf Seiten der
Feinde; unter den Taufenden, die die Wahlstatt deckten, befanden sich B es-
sicres (bei Lützen) und Düroc (bei Bautzen). Der Tod des letzteren, den Na-
poleon wegen seiner Liebenswürdigkeit, Treue und Anhänglichkeit vor Allen liebte
und schätzte, ging dem französischen Kaiser sehr nahe.
Zum erstenmal schien eine dunkle Ahnung über die Wechfelfälle des
Lebens Napoleons Brust zu beschleichen. Aber Stolz und Uebermuth rissen
ihn fort. „Nicht ein Dorf soll von dem französischen Kaiserreiche mit allen
seinen einverkörperten Provinzen abgerissen werden!" erklärte er trotzig, um
durch diese Zuversicht Andere zu schrecken. Als sich daher Oestreich während
des Waffenstillstandes von Pleisnitz bemühte, auf dem Congresse
12. Juli, zu P r a g durch den Fürsten von Metternich einen Frieden zu vermitteln,
konnte es Napoleon nicht über sich gewinnen, in die verlangten Abtretungen
zu willigen. Dies hatte die Kündigung der Waffenruhe und zwei Tage
12.Aug. nachher Oestreichs Kriegserklärung an Frankreich zur Folge.
August bwar fesselte Napoleon in der Schlacht bei Dresden das Kriegsglück
noch einmal an seine Adler und erlebte den Triumph, seinen Gegner
Moreau, den Alexander unter Bernadotte's Vermittelung aus Amerika
herbeigerufen, tödtlich verwundet auf einer Bahre wegtragen zu sehen; allein
die Früchte des Dresdner Sieges wurden zerstört: 1) durch Blücher's
26. Aug. gleichzeitigen glorreichen Kampf an der Katzbñch (Wahlstatt) in
Schlesien wider Macdonald (ein Kampf, der dem Marschall Vor-
wärts den Titel eines Fürsten von der Wahlstatt verschaffte und
18,000 Gefangene und eine große Masse Geschütz in seine Hände lieferte);
2) durch die Umzingelung und Gefangennehmung des tapfern aber harten
so .io Un^ L^usamen Generals Vandamme mit 42,000 Franzosen in der heißen
August. Schlacht von Culm in Böhmen (die durch Kleist's kühnen Zug über die
TM Hauptwörter (50): [T28: [Schlacht Heer Feind Mann Armee Napoleon Franzose General Truppe Preußen], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Oestreich Napoleons Oestreich Napoleon August Napoleon Alexander Alexander Macdonald August
Extrahierte Ortsnamen: Norddeutschland Bautzen Jena Prag Bautzen Napoleons Frankreich Dresden Amerika Schlesien
Das Zeitalter Ludwigs Xiv.
247
Stellungen seiner Freunde, alle Vermittelungsvorschläge der zwieträchtigen
Polen, alle Friedensanträge Friedrich Augusts standhaft zurückweisend. Lublin,
Pultusk, Thorn, Elbing und Danzig geriethen im nächsten Jahre inseine 1703*
Hände, so daß er nunmehr den größten Theil der Republik in seiner Gewalt
hatte und mit mehr Erfolg die Entthronung des Kurfürsten betreiben konnte.
Die den Sachsen feindlich gesinnte Partei, den Cardinal Primas an der
Spitze, erklärte in einer Versammlung zu Warschau den König Friedrich 1704-
August der Krone verlustig, weil er Polen in einen unheilvollen Krieg ver-
wickelt und gegen die Capitulation sächsische Truppen ins Land gezogen
habe. Hierauf wurde in einer von schwedischen Soldaten umstellten Wahl-
versammlung Karls Schützling Stanislaus Lesezinski, Woiwode von 12miu
Posen, zum König ausgerufen. Den ursprünglichen Plan des Schweden-
königs, einem der unweit Breslau wohnenden Söhne Johann So-
bieski's die väterliche Krone zuzuwenden, hatte Friedrich August durch
deren plötzliche Verhaftung und Wegführung nach Leipzig zu vereiteln ge-
wußt. Aber obschon Stanislaus im nächsten Jahr durch den Bischof von 170°-
Lemberg gekrönt wurde, so war seine Stellung doch noch keineswegs ge-
sichert, da nicht blos eine sächsische, sondern auch eine russische Partei seiner
Erhebung entgegen war und sowohl Peter als Friedrich August große
Streitkräste aufboten, um den Schützling ihres Feindes zu stürzen. Nur
durch das fortdauernde Waffenglück der Schweden konnte daher Stanislaus
gehalten werden.
tz. 645. Karl Xii. in Sachsen. Um die beabsichtigte Verbindung
der Russen und Sachsen zu verhindern, zog Karl auf höchst beschwerlichen
Märschen nach Galizien und eroberte Lemberg. Dies benutzte Friedrich
August zu einem raschen Zuge nach Warschau, das auch wirklich in seine
Gewalt gerieth und für seinen Abfall gezüchtigt wurde. Als aber Karl eilig
der Hauptstadt zu Hülfe zog, mußten die Sachsen wieder weichen, wobei
jedoch ihr Feldherr Schulenburg einen so meisterhaften Rückzug veran-
staltete, daß sie, ohne von den nacheilenden Schweden Schaden zu leiden,
über die Oder entkamen. Nun wandte sich Karl nach Litthauen und
Wolhynien, wo er, trotz unsäglicher Schwierigkeiten und Beschwerden,
die ihm die späte Jahreszeit, der morastige Boden, die Armuth des Landes
und die überlegene Zahl der Feinde bereiteten, die Russen zum Weichen
brachte und die Anerkennung seines Königs durchsetzte; und da indessen sein
wackerer Feldherr Rhenskjöld die Sachsen bei Fraustadt aufs Haupt
geschlagen, so vereinigte er sich jetzt mit dessen Truppen, um seinen Feind
Friedrich August im eigenen Lande aufzusuchen. Ohne bei dem Kaiser anzu-
sragen rückte er über Schlesien in die Lausitz ein und stand in Kurzem
in dem Herzen von Sachsen, das trotz Karls strenger Mannszucht durch die
feindliche Kriegsmacht schrecklich mitgenommen wurde. Die Einwohner des
flachen Landes flüchteten sich in die Städte, die Königsfamilie suchte Schutz
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Extrahierte Personennamen: Ludwigs Friedrich_Augusts Friedrich Augusts Friedrich_1704- Friedrich August Karls_Schützling_Stanislaus_Lesezinski Karls Johann Friedrich Friedrich August Stanislaus Peter Friedrich Friedrich August Stanislaus Karl_Xii Karl Karl Karl Friedrich
August Friedrich August Karl Karl Schulenburg Karl Karl Rhenskjöld Friedrich_August Friedrich August Karls
Oestreichs Kämpft mit Preußen. 271
herrschten von dem an Frankreichs Hof, hielten treue und wohlmeinende Rathgeber ent-
fernt und rissen den König von Genüssen zu Genüssen. Ueber den Schwelgereien der Tafel
und den Freuden der Jagd und des Weins vergaß Ludwig Xv. das Reich und des Volkes
Wohlfahrt und gestattete seiner aus Mätressen und Wüstlingen bestehenden Umgebung den
größten Einfluß auf die Staatsgeschäfte. Und da jetzt die beiden Brüder Belleisle sich
nach einer passenden Gelegenheit zur Befriedigung ihres Ehrgeizes und ihrer Eitelkeit sehn-
ten, so wurde der Krieg wider Oestreich beschlossen. Fleury erlebte dessen Ausgang nicht.
§. 659. Oestreichs Unfälle. Wenige Wochen nach Karls Vi. 1ivfo!t"
Tod, lange ehe die bayerischen Truppen gerüstet waren und die Franzosen
den Rhein überschritten, rückte Friedrich Ii. mit seinem trefflichen Kriegsheer
in Schlesien ein, um die Ansprüche, die ihm in Folge der Verwandtschaft und
Erbverbrüderungen des brandenburgischen Hauses mit den frühern Fürsten
von Liegnitz, Brieg, Jägerndorf und Wohlau zustanden, geltend zu machen.
Dieser erste schlesische Krieg bewies alsbald, daß das preußische Volk von 1^0-42.
einem neuen Geist beseelt sei. Der König selbst war bei der Armee, mehr um
den Krieg zu lernen und durch seine Anwesenheit den Muth der Tapfern zu
erhöhen als um das Commando zu führen, das er vielmehr den beiden geüb-
ten Feldherren Schwerin und Leopold von Deffau überließ. Die öftrei-
chischen Truppen unter Neipperg waren nicht im Stande, den unter den
Augen ihres Königs für Ruhm und Ehre fechtenden preußischen Heeren zu
widerstehen. In der blutigen Schlacht von Molwitz errang Schwerin nach ^Aprir
harter Anstrengung den Sieg, worauf die Preußen den größten Theil von
Ober - und Niederschlesien besetzten. — Bald nachher rückten die Franzosen
mit Heeresmacht in Deutschland ein. Die eine Abtheilung verband sich mit
den Truppen Karl Alberts, der bereits durch Ueberrumpelung der Stadt
Passau den Krieg wider Maria Theresia begonnen, die andere rückte ver-
eint mit den Sachsen in Böhmen ein. Ohne sonderlichen Widerstand
durchzog der bayerische Kurfürst Oberöstreich und konnte bereits im 1741*
October in Linz die Huldigung als Erzherzog entgegen nehmen. Statt
aber jetzt seinen Marsch gerade auf Wien zu richten, und durch Ueberra-
schung der Hauptstadt einen festen Halt zu gewinnen, wendete sich Karl
Albert mit seiner französisch-bayerischen Kriegsmacht plötzlich nach Böhmen,
um auch hier einer prunkvollen Huldigung und des Königstitels theilhaftig
zu werden. Prag ward erobert und der Kurfürst und sein Gönner
Belleisle feierten pomphafte Krönungsfeste. Jetzt stand Karl Albert auf
dem Höhepunkte des Glücks. Die Kaiserwahl hatte sich zu seinen Gun-
sten entschieden und er traf bereits Anstalten zu einer glänzenden Krönungs-
feier in Frankfurt; selbst der Kurfürst von Hannover (Georg Ii. von Eng-
land), der Oestreichs Partei ergriffen, wurde durch ein französisches Heer zu
einem Vertrag gezwungen, in dem er sich verpflichtete, der „Königin von
Ungarn" keinen Beistand zu leisten und bei der Kaiserwahl dem Kurfürsten
von Bayern seine Stimme zu geben. Und um Maria Theresias Bedräng-
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Extrahierte Personennamen: Oestreichs Ludwig_Xv. Ludwig_Xv. Fleury Oestreichs Karls Friedrich_Ii Friedrich Leopold_von_Deffau Leopold Neipperg Molwitz Karl_Alberts Karl Maria_Theresia Maria Theresia Karl
Albert Karl Karl_Albert Karl Georg_Ii Maria_Theresias Maria Theresias
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs_Hof Karls Rhein Liegnitz Brieg Schwerin Schwerin Niederschlesien Deutschland Sachsen Kurfürst_Oberöstreich Linz Wien Frankfurt Hannover Ungarn
273
Oestreichs Kämpfe mit Preußen.
und England, dessen Eifer für Aufrechthaltung der pragmatischen Sanction
sich erst recht bethätigen konnte, als das englische Parlament aus Neid gegen
Frankreich und. Spanien freigebig die Geldmittel genehmigte, die zur Unter-
stützung und Erkaufung von Bundesgenossen wie zur Unterhaltung eines aus
Hannoveranern und deutschen Söldnern bestehenden Heers erforderlich
waren. Ein kriegskundiger englischer Feldherr führte die sogenannte prag-
matische Armee, bei der sich der König selbst und einer seiner Söhne
(Cumberland) befanden, an den Main, wo das französische Hauptheer unter ^
Marschall Noailles stand. Die Schlacht von Dettingen (unweit à'
Aschaffenburg) entschied wider die Franzosen, die, verfolgt von den eng-
lischen und östreichischen Truppen, schleunig über den Rhein zurückzogen.
Bald trat auch Sardinien, das durch klugen Wechsel der Bundesgenossen Sept,
aus allen Kriegen Vortheil gezogen, auf Maria Theresia's Seite, als diese
in die Abtretung einiger dem Herzogthum Mailand zugehdrender Länder-
strecken willigte; und Sachsen, dessen allmächtiger Minister Brühl nicht
nach politischen Grundsätzen handelte, sondern sich von seinem Eigennutz und
von fremden Einflüssen^ bald dahin bald dorthin leiten ließ, schloß sich eben-
falls an Oestreich an und nahm von England Subsidiengelder. 2o.dà
§. 601. Erweiterung und Ausgang des Kriegs. Die
Schlacht von Dettingen und die Verträge mit Sardinien und
Sachsen machten den östreichischen Erbfolgekrieg zu einem europäischen.
Frankreich, das bisher nur als Bundesgenosse Karl Alberts an dem Kampfe
Theil genommen, erklärte jetzt an England und Oestreich direkt den 17il
Krieg und verband sich aufs Neue mit Friedrich von Preußen, der in gerech-
ter Besorgniß, Oestreich und dessen neue Verbündete möchten ihm Schlesien
wieder zu entreißen suchen, den zweiten schlesischen Krieg wider Maria1744_45-
Theresia begann. Während Friedrich als Verbündeter des bedrängten Kaisers
mit einem starken Heere „kaiserlicher Hülfsvölker" rasch in Böhmen einrückte,
Prag und Budweis einnahm und den Grenzen Oestreichs sich näherte, fand
Karl Vii. Gelegenheit, sein Erbland Bayern wieder zu gewinnen und in
seine Hauptstadt München zurückzukehren. Da jedoch bald darauf Friedrich
mit großen Verlusten an Mannschaft und Geschütz aus Böhmen nach Schle-
sien zurückgedrängt wurde, so wäre auch der Kaiser von Neuem zur Flucht
gezwungen worden, hätte nicht der Tod ihn von allen Leiden befreit. Karl2i\u™'
Alberts Sohn, Kurfürst Maximilian Joseph, reichte nach einem un-
glücklichen Feldzuge die Hand zum Frieden. In dem Vertrag von Füßen ^pur.
entsagte er gegen völlige Zurückgabe der bayerischen Lande allen Ansprüchen
auf das östreichische Erbe und gab bei der neuen Kaiserwahl dem Gemahl
Maria Theresia's seine Stimme, worauf dieser, trotz der Protestation Kur-
brandenburgs, als Franzi, in Frankfurt die Krönung empfing. Mittlerweile On.
hatte Friedrich H. an den wackern östreichischen Feldmarschall Traun den
größten Theil von Schlesien eingebüßt; aber sein glänzender Sieg bei 4. Juni.
Weber, Geschichte. Ii. 6. Ausl. ! 18
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
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Extrahierte Personennamen: Marschall_Noailles Maria_Theresia's Maria Karl_Alberts Karl Friedrich_von_Preußen Friedrich Oestreich Theresia Theresia Friedrich Friedrich Karl_Vii Karl Friedrich Friedrich Alberts Maximilian_Joseph Maximilian Maria_Theresia's Maria Franzi Friedrich_H. Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: England Frankreich Main Dettingen Aschaffenburg Rhein Sardinien Mailand Sachsen England Dettingen Sardinien Sachsen Frankreich England Prag Budweis Frankfurt